Eine heilige Zeit in der Heilkräuterkunde

Eine heilige Zeit in der Heilkräuterkunde
12. März 2016 Wolfgang Steinbauer

Am 15. August beginnt in der Heilkräuterkunde eine besonders wichtige Zeit – die heilige Zeit des „Frauendreißigers“. Diese besondere Zeit beginnt mit dem Großen Frauentag und geht bis 8.9., Mariä Geburt. In dieser Zeit haben die Heilkräuter nach altem Wissen besondere Heilkräfte. Es ist also eine ideale Zeit um Kräuter zu sammeln. Eine Ausnahme stellt hier das Johanniskraut dar. Seine Heilkräfte sind am stärksten, wenn man es um die Johannis-Zeit, um den 24. Juni herum, sammelt.

Ursprünglich war diese Zeit die „Hohe Zeit der Frauen“. Jetzt werden die Wirkkräfte der Heilpflanzen gefeiert. Denn in diesen Tagen liegt der besondere, glücksbringende Segen der Göttin, der stärkende Kräfte verleiht, auf den Pflanzen. Im Mittelpunkt stand hier oft die Königskerze bzw. Königinnen-Kerze. In Bayern wird sie heute oft noch Muttergottes-Kerze genannt.

Die große Bedeutung dieser Zeit war in der Bevölkerung so tief verankert, dass die Kirche im 8. Jahrhundert ihre großen Marienfeste auf diese Tage verlegte – 15.8. Maria Himmelfahrt, 8.9. Mariä Geburt und 12.9. Mariä Namen.

An vielen Orten werden heute noch am 15. August, dem Großen Frauentag, Kräuter geweiht. Dabei war die Anzahl der Heilpflanzen meist 9, 12, 15 oder 19. Bis zu 77 Kräuter konnten hier gebunden werden. Welche Kräuter Bestandteil waren, war abhängig von den Gegenden. Die Königskerze jedoch war immer in der Mitte gebunden. Ein Beispiel eines Kräuterbündels war Johanniskraut, Schafgarbe, Baldrian, Arnika, Königskerze, Kamille, Wermut, Pfefferminze und Tausendguldenkraut